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Freundlicher Empfang in Myanmar

Am 16. Dezember um 9:30 Uhr verließen wir Indien über die Grenzbrücke nach Myanmar. 
Nach allem, was wir aus diversen Quellen gehört hatten, sollte es jetzt spannend werden. Als Selbstfahrer mit Camper und vor allem ohne Guide nach Myanmar einzureisen war anscheinend mutig. Aber es kam anders!

Wir wurden sehr freundlich an dem kleinen Grenzübergang auf der Myanmar-Seite begrüßt. Ein Formular mussten wir ausfüllen und unsere Reisepässe, E-VISA und das Carnet vorzeigen. Wir lernten das erste Wort auf burmesisch: „ming-guh-la-ba“, was Hallo heißt und das zweite Wort: “jày-zú ding-ba-de“; Danke! Dann wurde noch von jedem von uns ein Foto gemacht und wir waren in Myanmar. So einfach kann es sein. Man muss sich nur trauen.

Myanmar, das ehemalige Burma, ist so ursprünglich wie wohl kein zweites Land in Asien. Jeder Reisende schwärmt von der Herzlichkeit seiner Bewohner und den sagenhaften Sehenswürdigkeiten ehemaliger Königsstädte und der immergrünen Berglandschaften. Unser Eingangstor ins Land war die Friend-Ship-Bridge zwischen Moreh in Indien und Tamu in Myanmar.

Der mächtige Fluss „Irrawaddy“, der das Land wie eine Lebensader von Nord nach Süd durchströmt, bietet ein Besuch der „großen Vier“, der sehenswertesten Orte: Yangon, Bagan, Mandalay und dem Inle-See. Es gibt eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten und intakter Natur. Wir haben drei der wichtigsten Orte gesehen. Yangon, die Hauptstadt, haben wir ausgelassen.

Land und Leute, Straßenzustand, Sprachen

Da das Land und dessen Einwohner viele Jahre vom Rest der Welt abgeschottet waren, sind die vielen ausländischen Touristen für den Großteil der Bevölkerung eine völlig neue Erfahrung. Genau deswegen sind die Menschen wohl so interessiert und versuchen mit jedem Reisenden ins Gespräch zu kommen – auch wenn die meist große Sprachbarriere eine tiefgehende Unterhaltung unmöglich macht. Die Menschen in Myanmar sind sehr gastfreundlich, zuvorkommend und höflich. Viele Menschen leben noch sehr ursprünglich. Das hat das Land und die Menschen unglaublich spannend für uns gemacht. Wäre nicht überall, auch in den Dörfern, viel Werbung und viele, viele Motorradfahrer, dann könnte man schon mal glauben, dass man um 50 bis 70 Jahre zurück versetzt wurde.
Es wird viel gewunken, ob auf dem Land oder in der Stadt. Auch die Kinder auf dem Schulweg haben immer gewunken. Wir haben uns immer gefreut und fleißig zurück gewunken.

Der Straßenzustand war, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wirklich gut und kein Vergleich zu Indien. Auch der Straßenverkehr an sich ist entspannt. Es gibt keine Hektik und man hält sich an Verkehrsregeln. Hier hat Autofahren Spaß gemacht. Bis auf eine kleine Ausnahme. Auf den letzten rund 120 Kilometern des ASIEN HYW / AH 1 Richtung der thailändischen Grenze wurde im großen Stil gebaut. Pech für uns. Hier hatten wir wieder tiefe Löcher in der Straße, viele Brücken waren einspurig und was am schlimmsten war, überall der rote Staub. Er war in Pulverform, wie Puderzucker und war überall im und um den “Kumpel” zu finden.

Die Sprache und die Schriftzeichen, sind ein Problem für uns. Da auf dem Lande „fast“ kein Englisch gesprochen wird, muss die Körpersprache herhalten.

Zwei Beispiele:

Wir haben in einem großen Meditation-Zentrum übernachtet und wissen bis heute nicht, bei wem wir da waren. Es sprach keiner Englisch und es gab auch kein einziges Schriftzeichen, was für uns lesbar gewesen wäre.

Einmal nutzten wir auf dem Lande eine Wiese als Stellplatz. Am Abend kamen plötzlich einige Bauern und sechs Polizisten. “No Englisch!”.  Wir zeigen die Weltkarte auf “Kumpels” Motorhaube und das Innenleben von Kumpel. Wir sind freundlich und offen. Auch an diesem Abend lief die Kommunikation ausschließlich über die Körpersprache. Irgendwie ging es dann immer.

Klima und Stellplätze

Das Klima war angenehm tropisch, als wir vor Ort waren. Die Temperaturen bewegen sich im Schnitt tagsüber um die 25 Grad Celsius. Das kam uns auch beim Übernachten entgegen.

Stellplätze gibt es hier auch keine. Jeden Tag ist man am Nachmittag erneut auf der Suche nach einem. Immer die Frage: “Wo können wir heute Nacht stehen?”. Wir fanden unsere Stellplätze an Guest-Houses oder auf Hotel-Parkplätzen, an Tankstellen, Polizei-Stationen oder im Meditationszentrum von Mönchen. Es ist Kreativität gefordert und fragen sollte man auch. Dann klappt es mit einer ruhigen Nacht.

Fast überall war im Vorfeld unserer Reiseplanung zu Lesen, dass man nicht auf eigene Faust mit einem Camper losfahren soll. Sondern immer eine Agentur in Anspruch nehmen soll. Dies kosten pro Person an die 2.000 US Dollar und mehr. Das wollten wir nicht investieren und haben es so gewagt! Und es hat geklappt. 
Allerdings sollte man unbedingt auf die „Restricted Areas” achten und sich hierbei nicht auf „Google Maps“ verlassen, sonst fährt man schnell man 200 Kilometer zurück.

Bei der Ausreise aus Myanmar wollte man unser „Carnet de Passage“ sehen. Bei der Einreise hatte es keiner haben wollen. Die Diskussion mit den Grenz-, Zoll-, Immigrationbeamten sowie der Polis hat etwas Zeit in Anspruch genommen, war aber zum Glück erfolgreich. Also in Zukunft lieber auf Stempel bestehen.

Diesel, Internet und Telefon

Diesel war immer ohne Probleme zu bekommen. 
Eine SIM-Karte von „ooredoo“ haben wir in einem Elektroshop gekauft. Internet 40 GB Datenvolumen für 30 Tage kosten rund 25 €. Man braucht keinen Ausweis. Wir hatten kaum Probleme mit der Kommunikation über das Internet. Ausnahme gab es wirklich nur in ganz abgelegenen Regionen.

Das hat uns in Myanmar besonders gefallen

  • die Freundlichkeit der Menschen und ihr Lächeln
  • die leckere, und lokale Küche
  • die Hilfsbereitschaft
  • freundliche Beamten an „allen“ Stellen – auch wenn es mal Diskussionen gab

Das hat uns in Myanmar nicht gefallen

Das Spucken der Männer auf den Straßen. Es ist bedingt durch Kautabak und die Betelnüsse. Aber das kannten wir ja schon.

Zum Abschluss noch ein paar persönliche Worte:

Carsten, der vor acht Jahren schon einmal in Myanmar war, erkennt die große Zunahme des Tourismus. Wir hoffen, dass sich die Verantwortlichen (Behörden, Hoteliers, Organisationen für Umwelt, etc.) bewusst sind, welches Juwel sie zu hüten haben.

Carsten

Für mich, wer Lächeln schenkt, bekommt es doppelt wieder.

Manni

Das was ich in Myanmar erlebt habe, möchte ich wieder erleben und werde dieses Land erneut besuchen.

Liebe Overland–Reisende, macht es nach und ihr werdet ein wirklich tolles Land kennenlernen.

Euer Carsten und Euer Manni

Guter Start in Myanmar

Nach unserem entspannten Grenzübertritt von Indien nach Myanmar haben wir uns im Grenzort Tamu auf SIM-Kartensuche begeben. An der ersten Station verstand niemand englisch, aber wir bekamen eine eine SIM-Card geschenkt. Leider nur mit 1 GB Volumen, aber immerhin. Da wir nur US Dollar als Zahlungsmittel hatten, haben wir dann an einem Automaten zunächst Myanmar Kyats in bar geholt. Kurz darauf waren wir auch im Besitz einer 40 GB SIM-Card. Das hieß, um 11:00 Uhr hatten wir Cash & SIM und waren wieder voll einsatzfähig. Dann genossen wir an einer Pagode in Tamu ein spätes Frühstück.

Weiter ging die Fahrt Richtung Mandalay. Dort wollten wir in den nächsten zwei Tagen ankommen. Bei einem Zwischenstopp erhielt “Kumpel” eine verdiente Wäsche und wir kauften einige Tools, um unsere Alubox zu reparieren.

Wir befanden uns auf der “India Myanmar Friendship-Road” und hielten an einem kleinen Tempel, um nach einem Stellplatz für die Nacht zu fragen. Zunächst war die Kommunikation etwas schwierig, da der Anwesende kein englisch sprach. Dann kam ein jüngerer Mann, der Lehrer des kleinen Ort und wir konnten erklären, wer wir sind und was wir wollten. Wir durften bleiben und Carsten bekam von einigen Kindern und Jugendlichen aktive Hilfe bei der Reparatur der Kumpel-Aluboxhalterung.

Unterdessen kam der Ortsvorsteher und unter anderem auch zwei Mönche, die meinten: „Not save to stay her.“. Also packten wir zusammen und fuhren zur zwölf Kilometer entfernten Polis-Station, an die wir verwiesen worden waren. Dort wurden wir bereits erwartet und freundlich vom Chief-Commander begrüßt. So hatten wir eine sichere Nacht.

Irgendwo in Myanmar

Nachdem der Mannschaft-Appell der Polis am nächsten Morgen abgeschlossen war, bedankten wir uns und fuhren weiter.

Die erste Stunde begleitete uns der Frühnebel und viele, viele Kinder die zu Fuß zur Schule gingen. In Kale Kyi Kone stoppten wir, um uns die buddhistische Tempelanlage anzuschauen. Über die India Myanmar Friendship-Road ging es weiter ins ländliche Gebiet Myanmars.

Wir hielten zum Lunch an einem der vielen kleinen Restaurants an. Die Küche von Myanmar ist so vielseitig wie die Menschen, die dort leben. Es zeigen sich die zahlreichen Einflüsse aus den asiatischen Nachbarländern, wie zum Beispiel Indien und Thailand. Milde Currys und die indische Küche gehören zum traditionellen Repertoire in Myanmar. Für Vegetarier gibt es ein breites Angebot an Gemüse und Obst. Während Fleisch eine untergeordnete Rolle in der birmanischen Küche spielt, gibt es eine große Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Wir beide fanden das Essen in „Gangow Thi Si“ vielfältig, aber teuer. Vielleicht haben wir auch den Touristenpreis erwischt.

Nach einer Weile sahen wir etwas Abseits eine Pagode. Eine Pagode ist ein markantes, mehrgeschossiges, turmartiges Bauwerk, dessen einzelne Geschosse meist durch vorragende Gesimse oder Dachvorsprünge voneinander getrennt sind. Es war zwar noch früh am Tag, aber das könnte ein Stellplatz für die Nacht sein. Wir wollten dies prüfen und parkten.

Zuerst fanden wir niemanden der englisch sprach, aber dann wir wurden in eine Richtung geschickt, in der ein riesiges buddhistisches Meditation-Zentrum lag. Es war ein Zentrum für hunderte von Buddhisten. Nach einigen Erklärungsversuchen mit Händen und Füßen kamen wir zu einem großen Platz. Es war eine große Freifläche für den Fuhrpark der Anlage. Ideal für uns. Eine junge Frau holte einen jungen Mann, der unser Anliegen dann auch verstand. Seine Antwort: “No Problem”. Super, wir freuten uns auf ein wenig Entspannung, aber daraus wurde nichts. Einer der oberen Mönche kam zu uns und bat uns, mit ihm zu kommen.
Wir wurden dann rund zwei Stunden durch die weitläufige Anlage geführt. Es war sehr interessant, obwohl der junge Begleiter als einziger nur einige Brocken englisch sprach. Wir sind mittlerweile aber ganz schön fit in der Beherrschung der „Körpersprache“ und so verstanden wir einiges.

Nur, was wir bis jetzt nicht wussten: “Wo sind wir?”. Es gab keine Website, bei google war nichts zu finden und wir hatten keine Hinweise auf Englisch. Burmesisch konnten wir nicht lesen. Die Mönche kamen alle aus Myanmar. Mal sehen, ob wir das Rätsel noch lösen können.

Auch am folgenden Tag fanden wir keine Antwort auf die Frage, „WO SIND WIR HIER?“. Wir suchten weiter. In einem kleinen Dorf haben wir etwas Gemüse und Eier gekauft. Brot gibt es hier nirgends. Nach einem leckeren Spiegelei Frühstück erledigten wir unsere “Büroarbeit” für unser Team im Hintergrund: Informationen zu unserer Tour, Spendenstand, ein neues Video und so weiter. Es gibt immer viel zu tun.

Auf der Fahrt über Land fiel uns heute besonders die Freundlichkeit der Menschen auf. Es gab eigentlich immer ein Winken oder Gruss von den Kinder an der Straße und von den entgegenkommenden Fahrzeugen und Trucks. Auch beim Einkaufen oder an der Tankstelle, gab es immer ein Lächeln für uns. An einer Tankstelle sogar drei Flaschen Wasser als Zugabe.

Wir genossen jeden Kilometer auf den kleinen, ruhigen Landstraßen in Myanmar. Fast haben wir die Verhältnisse in Indien schon vergessen.
An einem Platz im Nirgendwo, neben dem ASIA-HYW AH1, an einem kleinen Wiesenstück blieben wir stehen. Nachdem wir unser Route für Myanmar und unsere Weihnachtsplanung festgelegt hatten, schraubten wir noch ein bißchen an “Kumpel” herum und machten ein Lagerfeuer. Es gab leckere „Möhren-Spaghetti” zum Abendessen. Plötzlich tauchten rund 10 Männer bei uns auf. Davon fünf Polizisten, die wissen wollten, was wir hier machen. Wieder einmal haben wir die Weltkarte auf “Kumpels” Motorhaube gezeigt und wir dürfen in den Feldern stehen bleiben. 

„Lay Kyun Sat Kyar“ – der stehende Buddha

Nach dem ersten Kaffee fuhren wir gegen 7:30 Uhr weiter über Land. Wir machten viele Fotos vom Landleben, den Straßen und der Landschaft.

In der Region Sagaing, im Dorf Yinmarbin, haben wir dann den Markt besucht. Hier waren wir beide „die Exoten“. Wir haben etwas Obst, Gemüse und „Toastbrot“ gekauft. Auf unserem Weg lag Monywa. Dort gibt es den zweitgrößten, stehenden Buddha der Welt. Also nichts wie hin. Wir haben noch kurz den Wassertank an einer Tankstelle aufgefüllt und dort sogar eine nette Konversation auf englisch geführt. 

Monywa ist eine beschauliche Stadt und bietet atemberaubende Sehenswürdigkeiten. Mit ihren unzählbaren Buddha-Statuen gilt die Stadt als eine der wichtigsten religiösen Stätten von Myanmar. Mit 116 Metern ist der “Lay Kyun Sat Kyar” der größte stehende Buddha in Myanmar. Würde man die Stufen, auf denen er steht, berücksichtigen, wär er sogar der Größte der Welt. Die stehende Figur hat insgesamt 31 Etagen, von denen bisher aber nur 16 begehbar sind. Im Inneren des liegenden Buddhas befindet sich eine Art Museum, das anhand vieler menschengroßer Buddha-Figuren seinen religiösen Werdegang darstellt und allgemeine Informationen zur Religion des Buddhismus gibt. Hoch zu den beiden Figuren kommt man über einen schmalen Treppenaufgang, der an einer goldenen Pagode und einem Feld mit mehr als 1.000 Buddha-Figuren vorbeiführt. Der Aufstieg zu den Füße des stehenden Buddhas ist allerdings sehr anstrengend und bedarf etwas Kondition.

Nachdem wir wieder gut bei Luft waren, ging es weiter. Rund 30 Kilometer vor Bagan fanden wir bei einem Hotel einen geeigneten Stellplatz. Gegen eine kleine Spende für die Angestellten durften wir hier stehen bleiben und verbrachten eine ruhige Nacht.

Pagoden soweit das Auge reicht

Weiter ging es nach Bagan. Die Pagoden und Denkmäler beherrschen die Landschaft. Es gibt über 3.000 davon auf einer Fläche von 16 Quadratkilometern am östlichen Ufer des Ayeyarwady in Zentral-Myanmar. Es gibt sie in unterschiedlichsten Größen und in einer verwirrenden Vielfalt an Formen. Sie sind auch in verschiedenen Stadien der Erhaltung und des Verfalls. Einige von ihnen pulsieren vor Leben und werden von vielen Anhängern besucht, andere sind kaum mehr als Ziegelhaufen.

Das Gelände ist riesig. Wir hatten eigentlich nie das Gefühl, dass der Ort überlaufen ist. Trotzdem kann Bagan einen am Anfang etwas überfordern. Bei der Vielzahl an Tempeln und Pagoden verliert man leicht den Überblick. Deshalb haben wir eine Burmesin als Guide im “Kumpel” mitgenommen. Sie hat uns den einen oder anderen besonderen Ausblick gezeigt. Das hat sich wirklich gelohnt. Am Ende der Tour haben wir uns dann den großen Ananda-Tempel angeschaut. Er ist einer der bekanntesten und schönsten Tempel von Bagan. Der Tempel befindet sich in der Nähe des Tharabar-Tors, dem einzigen Tor der ursprünglichen 12 Tore der alten Stadtmauer.

Die Ananda-Pagode, auch Ananda Pahto und Ananda Phaya genannt, ist ein einstöckiges Bauwerk, das gegen Ende der frühen Baganzeit errichtet wurde. Besonders beeindruckend waren die vier großen Buddha-Statuen. Davon ist je eine nach Norden, Osten, Süden und Westen ausgerichtet. Wir beendeten unsere Besichtigungstour mit tollen Eindrücken und fuhren weiter Richtung Neu-Bagan. 

Unterwegs sahen wir einen Maler, der in seinem Atelier arbeitete. Da hatten wir die Idee, eventuell unseren “Kumpel” verschönern zu lassen. Also haben wir angehalten und verhandelt. Während die Lackfarbe besorgt wurde, stärkten wir uns in einem Café. Als wir zurück beim “Painter” angelangt waren, hatte dieser bereits eine Skizze mit unserem Spruch angefertigt: „You feel good – We feel good“.
Wir haben noch schnell die Fahrertür gereinigt und dann ging es los. Während der Wartezeit kam uns der Einfall, vielleicht auch noch die Beifahrertür zu verschönern. Nach einigem Überlegen war klar, auf die Beifahrerseite kommt: „You are happy – We are happy“. So verbrachten wir den Nachmittag damit, unseren “Kumpel” hübsch machen zu lassen.

Dann begaben wir uns auf Stellplatzsuche und kassierten zuerst eine Absage: “No Parking-Place”. Wir hielten an einem Hotel-Resort. Auf unsere Anfrage hin wurde der Hotel-Manager geholt. Nachdem wir ihm unser Anliegen unterbreitet hatten, machte er uns ein Angebot mit Zimmer. Da wir einer heißen Dusche und einem guten Essen nicht abgeneigt waren, nahmen wir das Angebot an und hatten eine entspannte Nacht.

Das Frühstück am nächsten Morgen war nach unserem Geschmack: Spiegeleier, Croissants, guter Kaffee und vieles mehr. Der Manager der Anlage kam vorbei und fragte nach unseren Plänen. Es stellte sich heraus, dass er am Inle-See, der fast auf unserer Route lag gearbeitet hatte und erst seit kurzem in Bagan als Manager angestellt ist. Also telefonierte er mit den alten Kollegen am Inle-See, um zu sehen, was er für uns tun könne. Das Ergebnis war toll. Er hatte uns dort im Ressort vom 23. bis zum 26.12.2019 eingebucht. Wir werden Weihnachten also am Inle-See verbringen und es uns gut gehen lassen.

Wir starteten Richtung Mandalay. Die Fahrt führte wieder über Land. Wir konnten einige Schnappschüsse vom Landleben machen. Mandalay ist ehemalige königliche Hauptstadt im nördlichen Myanmar, ehemals Burma, die am Fluss Irrawaddy liegt. Im Zentrum der Stadt befindet sich der restaurierte, von einem Wassergraben umgebene, Palast von Mandalay aus der Konbaung-Dynastie. Vom Mandalay-Hügel, auch Mandalay Hill genannt, hat man einen Rundumblick auf die Stadt. Der 240 Meter hohe Hügel mit Türmen und Pagoden ragt nordöstlich des Mandalay-Palastes in den Himmel. Mönche aus der ganzen Stadt begleiten jeden Nachmittag Anbeter, umwerbende Paare und Sonnenuntergangstouristen auf dem Mandalay Hill.

Wir mussten aber dringend unsere Vorräte auffüllen und sind daher lieber in die Stadt gefahren. Nach unserem Einkauf haben wir uns auf die Suche nach einem Nachtplatz außerhalb der Stadt gemacht. Bei einem  Metallbauer haben wir noch zwei kleine Rohre für unseren “Kumpel” besorgt. So ganz zufrieden sind wir noch nicht mit der Reparatur. 

An der nächsten Tankstelle tankten wir und bekamen vom Chef die Erlaubnis, hier zu nächtigen. Es gab sogar einen größeren Servicebereich mit Duschen und WCs für die Trucker, der einen sehr guten und sauberen Eindruck machte. Leider durften wir hier nicht unseren Gasherd benutzen, also blieb die Küche heute eben kalt.

Es geht wieder in die Berge

Den Kaffee am Morgen zu kochen, konnten wir uns dann aber doch nicht verkneifen. Es ging alles gut. Ziemlich früh sind wir dann Richtung Kalaw in die Berge gestartet. Zunächst ging es über einen Highway dann weiter über Land. Fast alle Bergspitzen war mit einer Pagode bestückt. Uns stellte sich die Frage, was sind eigentlich Pagoden genau? Alle Sakralgebäude sind Tempel und Tempel, in die man hineingehen kann, sind Pagoden. Tempel, in die man nicht hinein gehen kann, sind Stupas. Stupas enthalten Reliquien und werden von Buddhisten rituell im Uhrzeigersinn umkreist. Viele Pagoden enthalten eine oder mehrere Stupas.

Wir fuhren an einigen Pagoden und Stupas vorbei. Gerade als Carsten sich über den Zustand der Straßen freute, begann eine rund 25 Kilometer lange Schotterpiste. Aber im Vergleich zu den indischen Straßen, war sie in einem gut befahrbaren Zustand. Mitten in den Bergen haben wir dann ein „Steak-Frühstück“ gemacht, da ja gestern Abend die Küche „kalt“ geblieben war. Es schmeckt wirklich lecker. Wären die Schriftzeichen und die viele Whiskey-Werbung nicht gewesen, hätten wir uns im Allgäu wiedergefunden. Die Landschaft erinnerte uns sehr daran und sogar etwas Heimatgefühl kam auf.

In Kalaw angekommen, haben wir uns das Zentrum und den Markt angeschaut. Gegen 16:30 Uhr wurde es dann auch schon wieder Zeit für die tägliche Stellplatzsuche. Beim “Serengeti Resort” machten wir einen guten Deal mit dem Manager. Wir durften kostenlos auf dem Parkplatz stehen bleiben und würden dafür im Resort Restaurant Essen gehen. Da wir das eh vorhatten, war das der perfekte Deal für uns. Das Essen war sehr gut. Der Preis war für Myanmar voll in Ordnung und nach einem Verdauungsspaziergang stand einer ruhigen Nacht nichts mehr im Wege.

Wir ließen es am nächsten Tag ruhig angehen. Unser Ziel für die Weihnachtstage war der Inle-See bzw. Inle-Lake und dieser lag nur knapp 75 Kilometer entfernt. Erstmal wurde “Kumpel” festtagstauglich gemacht und gewaschen. Eigentlich wollte Carsten nochmal zum Rasieren, aber der Babier wollte nicht: “Only Haircut!”. Also gab es statt Rasur eine große Melone.

In Inle haben wir dann noch Klarlack gekauft. Dramit wollten wir die Paints auf den Türen von “Kumpel” fixieren. Tja und dann stellten wir fest, dass das alte Problem mit den Blinkern wieder da war. Sie funktionieren wieder nicht! Schöner Mist. Darum werden wir uns kümmern, wenn die Tour weiter geht. Jetzt wollten wir einfach bis zum 26. Dezember entspannen und relaxen.

Entspannte Tage am Inle-Lake

Im Treasure Resort am Inle-Lake wurden wir direkt vom Manager empfangen. Sein Kollege aus Bagan, der diese Buchung für uns arrangiert hatte, hatte wohl noch einen recht guten Kontakt zum alten Team. So bekamen wir ein Erste-Reihe-Upgrade am See. Wir sagen Danke! Unser kleiner Bungalow war wirklich eine Wucht mit super Aussicht. Wir hätten hier, gerne mit unseren geliebten Frauen, auch gut einige Tage mehr verbringen können. Aber unsere Frauen waren leider in der Heimat und so viel Auszeit von der Tour konnten wir auch nicht nehmen. 

Am Tag des Heiligen Abends haben wir uns zu einer gemütlichen und privaten Bootsfahrt auf dem Inle See mit Besuch des Pagodenkomplexes entschieden. Zunächst ging es durch schwimmende Dörfer und Gärten. Hiervon gibt es sehr viele auf dem Inle-Lake. Die schwimmenden Dörfer bestehen aus sogenannten Stelzenhäusern. Alle Gebäude des Dorfes stehen also auf Pfählen über dem Wasser. Wir kamen an eine Silberschmiede. Die Steine, aus denen Silber gewonnen wird, kommen aus der Nähe des Inle-Lakes. In der Schmiede entsteht in mehreren Herstellungsprozessen Silberschmuck. Eine sehr aufwendige Handarbeit. Weiter ging es dann zu einem lokalen Markt, der rund um den See je nach Wochentag den Standort wechselt. Hier kann man in das authentische Leben der Burmesen eintauchen. Auf dem Markt kaufen die Einheimischen vor allem ihre Lebensmittel für den täglichen Bedarf ein. Es gibt viele Obst- und Gemüsestände sowie Fleisch, Fisch, Gewürze und auch Kleidung zu kaufen. 

In der Nähe befand sich auch die Shwe Inn Dein Pagode. Sie ist über einen Arm des Inle Sees erreichbar. Landschaftlich ist es wunderschön. Am Ufer angekommen führt zunächst ein langer Treppengang nach oben. Der Weg dauert rund 20 Minuten und ist von vielen Verkaufsständen umgeben. Es gibt auch viele Fahrer, die einen für 3.000 Kyat pro Person mit dem Roller zur Pagode und später wieder zurückfahren. Wir haben uns fürs Rollerfahren entschieden und sind somit den vielen Verkaufs-/Souvenierständen entgangen.

Oben angekommen steht man den über 1.000 Stupas gegenüber, durch die hindurch gelaufen werden darf. Einige von ihnen beherbergen auch Buddha-Figuren. Alle Stupas sind individuell und schön anzuschauen, von ganz alt bis neu. 

Später fuhren wir dann noch zu einer Weberei für Lotusseide. Die Stängel der Pflanzen werden aufgebrochen und aus den kleine Fäden, die man hinausziehen kann, entsteht in mühevoller Handarbeit nach und nach die Lotusseide. Pro Tag kann eine gekonnte Weberin auf diese Weise an die zwei Meter Lotusseide gewinnen. In handbetriebenen Webstühlen wird das Garn dann zu Kleidung, Schals und Tüchern verarbeitet.
Neben der Lotusseide stellen die Webereien auch Produkte aus Baumwolle und “normaler” Seide her. Im Vergleich ist die Lotusseide jedoch viel feiner und auch um etwas das 7-fache teurer gegenüber herkömmlicher Seide.

Zum Ende der Tour statteten wir den Langhalsfrauen einen Besuch ab. Die sogenannten “Langhalsfrauen” kennt der eine oder andere möglicherweise aus Thailand. Sie kommen aus dem Volk der Padaung und tragen bis zu acht Kilogramm schwere Messingspiralen um den Hals. Durch die Siraöen wird der Hals in die Länge gezogen, was ihnen auch den Namen „Giraffenfrauen“ eingebracht hat. Die Frauen sind beliebte Touristenattraktionen und quasi menschliche Ausstellungsobjekte. Die Langhalsfrauen sterben allerdings mehr und mehr aus, da die jüngere Generation des Volkes die Tradition nicht mehr mitmachen möchte.

Am Abend gab es im Resort eine kleine „Christmas Eve Party“. Zunächst gab es zum Sonnenuntergang eine “Heritage Fishing Styl”-Demonstration. Ein echter Einbein-Ruderer verwendet zum Fischen seinen Netzkorb. Der Korb wird ins Wasser geworfen und das daran befestigte Netz wird heruntergelassen. Damit wird der Fisch eingefangen. Die Fischer holen die Fische dann mit einer Stange mit spitzem Aufsatz heraus.

Das weitere Programm bestand aus einer Cocktail-Party zum Sunset mit einem Little-Night-Market und kleinen Köstlichkeiten. Dann folgte das Christmas-Gala-Dinner. Es gab unter anderem auch Truthahn. Der ganze Abend wurde von einem bunten Programm des gesamten Resort-Team begleitet. Es war rundherum gelungen. Hier spiegelte sich in den Gesichtern auch Myanmar als “Land des Lächelns” wieder. Ein Highlight war eine „Myanmar Traditional Cane Ball Playing Performance“. Jeder Fußballfreund wäre begeistert gewesen, was eine Burmesin aus dem National-Team Myanmars hier mit einem „Bambusball“ gezeigt hat.

Zum Abschluss gab es ein Feuerwerk und Schampus für alle! Wir hoffen sehr, dass ihr ebenfalls einen schönen Heiligen Abend verbracht habt. Unserer war wirklich gelungen.

Den ersten Weihnachtstag nutzten wir dann, um “Kumpel” wieder fit zu machen. Wir fixierten das Tür-Paint und bereiteten uns auf die Weiterfahrt und die nächsten Routen vor.

Auf Richtung Thailand

Das Morgenlicht mit dem Nebelschleier über den Lotus-Pflanzen faszinierte uns am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages sehr.
Wir verabschiedeten uns herzlich vom Personal des Resorts, insbesondere von May Thukha. Sie ist die heimliche Chefin seit 2006 und kennt das Resort seit dem ersten Tag. 

Wir fuhren am großen Inle See vorbei aufs Land. Vorbei an Büffelherden und an Straßenbauarbeiten. Um Straßen zu bauen, schütten Frauen und Männer mit Körben Steine in verschiedenen Körnungen auf den Untergrund. Und das so lange, bis sich eine glatte Fahrzeugdecke bildet. Auch auf den Feldern sahen wir Frauen und Männer gemeinsam arbeiten.

Wir mussten einige Kilometer durch roten Pulverstaub fahren. Dieser setzte sich überall am “Kumpel” fest. Wir werden den “Kumpel” wohl putzen müssen. Als wir den Saluen kurz vor Hpasawng überquerten, sahen wir eine tolle Flusslandschaft.

Dass uns „Hpasawng“ heute noch zum Verhängnis werden sollte, wussten wir da noch nicht.
Zunächst gab es am Ortsanfang eine Militärkontrolle. Wir zeigten unsere Dokumente: Reisepass, VISA und Fahrzeugpapiere und konnten weiterfahren. Am Ortsausgang sahen wir dann den erhobenen Arm eines Immigration-Offiziers. Ab hier “KEINE WEITERFAHRT”, da wir uns in einer Restricted Area befanden. Gemeinsam fuhren wir mit dem “Kumpel” zum Headoffice. Dort mussten wir dann wieder unsere Papiere zeigen. Es wurde diskutiert und dann wurde uns vermittelt, dass wir bis Demoso, circa 105 Kilometer, zurück fahren müssen. Ab Demoso könnten wir durch die Berge queren und auf der anderen Seite wieder in Richtung thailändischer Grenze fahren. Wir waren wie immer nach Google Maps gefahren und hatten als Ziel den Grenzübergang Myawaddy (Myanmar) / Mae Sot (Thailand) eingegeben. Wir und Google hatten keine Ahnung von dem Sperrgebiet. Es half alles nichts, wir mussten umdrehen, auch wenn das einen Umweg von 400 bis 500 Kilometern nach sich zog und mindestens einen Tag Zeit kostete.

In Bawlakhe, wo wir bereits vor drei Stunden durchgefahren waren, wurden wir jetzt vom Militär gestoppt. Nach Dokumentenkontrolle inklusive Fotos ging es weiter. Langsam dämmerte es uns, wir musste einen Stellplatz suchen. In einem Dorf an einem Restaurant mit großem Parkplatz durften wir stehenbleiben. Nach einem traditionellen Essen im Restaurant, hatten wir hier eine ruhige und gute Nacht. 

Am Morgen des 27. Dezember waren wir bereits gegen acht Uhr wieder in Demoso, also wieder Richtung Grenze unterwegs. Leider beschwerlicher als erwartet. Über den National Highway 21 ging es rund 200 Kilometer quer durch die Berge. Wir hatten in Knla gefrühstückt. Danach hielten wir noch an einer Sammelstelle der Mönche, um unseren Obolus zu entrichten. In Kayan fuhren wir an einem Ehren-Krematorium für Arme-Soldaten vorbei und wir sahen an mehreren Häusern das Gewürz Kukuma zum Trocknen liegen. Wir hatten eine kurze Kontrolle auf der Strecke und das letzte Wegstück war von Straßenbaumaßnahmen gekennzeichnet. Es erforderte entsprechende Geduld. Nach über acht Stunden Fahrt durch Serpentinen rauf und runter waren wir beide geschafft. Am Nachmittag erreichten wie dann die Stadt Taungoo. Wir haben Trinkwasser aufgefüllt und am ATM Geld besorgt. Auf dem Express Highway ging es Richtung Rangun. Endlich kamen wir wieder schneller vorwärts. In Zay Va WA Di fanden wir ein Restaurant, auf dessen Parkplatz wir die Nacht stehen bleiben konnten.

Thailand wir kommen

Wir hatten sehr früh geduscht und uns dann Richtung Grenze aufgemacht.
Nach 120 Kilometern mussten wir leider den Highway verlassen, um in Richtung Thailand zu kommen. In der Stadt Waw kamen wir an einem Umzug vorbei. Auf dem Markt kauften wir ein und nach 250 Kilometern gab es dann erst einmal Frühstück. 

In Kyaikto konnten wir von der Straße aus den Bau eines riesigen Buddhas sehen. Wir erreichten den National Highway 1, der derzeit Richtung Thailand ausgebaut wird. Wir fühlten uns an Indien erinnert, total kaputte Straßen mit tiefen Löchern und dazu noch roter Pulverstaub. Dabei hatten wir unseren “Kumpel” erst eine halbe Stunde vorher waschen lassen. Es gab aber keine Alternative und wir mussten also durch. 

Als wir nach drei Stunden in Myawaddy angekommen waren, fuhren wir zur Friendship Bridge. Hier waren wir falsch, da dies nur der Übergang für Fußgänger und die Track-Abfertigung war. Wir mussten zu einem anderen Übergang. Wir fuhren also durch das abendliche Fahrzeuggedrängel in der Stadt Richtung Grenze. Dort umringten sechs Beamte aus unterschiedlichen Bereichen (Grenze, Polis, Zoll, Immigration…) unseren “Kumpel”. Wir mussten unsere Reisepässe, VISA und Fahrzeugpapiere zeigen. Laut Reisepass waren wir bereits aus Myanmar ausgereist, als die Frage nach unserem Carnet gestellt wurde. Ja, wir haben eines, aber ohne Stempel von Myanmar. Die Beamten bei der Einreise in Tamu hatten uns gesagt , dass wir das Carnet nicht benötigen. Nun gingen die Diskussionen untereinander erst so richtig los. Alle wollten unsere Dokumente sehen (wir legten Kopien vor). Dann wurde telefoniert und wir wurden nochmals ausführlich befragt. Nach einer knappen Stunden kam dann ein weiterer Zollbeamter. Er befragte uns kurz und entschied dann: “OK, you can go!”.
Einige Beamte haben sich noch auf „Kumpel“ verewigt und wir hatten die erst Hürde geschafft. Weiter ging es über eine rund 600 Meter lange Brücke. Hier wechselte die Rechts-/Links-Fahrtrichtung mitten auf der Brücke. In Thailand herrscht wieder Linksverkehr. 

Nach Einfahrt in den thailändischen Grenzbereich wurden wir freundlich gestoppt. Zunächst ging es für uns zur Imigration-Abteilung. Dort mussten wir Formulare ausfüllen, uns fotografieren und alle 10 Fingerabdrücke einscannen lassen. Dann ging es zurück zum Zoll. Da wir kein Carnet aus Myanmar vorweisen konnten, gab es auch hier ersteinmal Unstimmigkeiten. Letztendlich wurde ein carnetähnliches Dokument erstellt, das wir bei Kontrollen und der Ausreise vorzeigen konnten. Auch hier hatten sich einige Beamte auf unserem “Kumpel” verewigt. Wir haben aber keinen hineinschauen lassen. Nach rund zwei Stunden waren wir jetzt endlich in THAILAND! 

Wir verbrachten die Nacht kurz hinter der Grenze. Für Thailand haben wir auch schon einige Aufgaben. “Kumpel” braucht wohl doch neue Stossdämpfer und die Blinker und Scheibenwischer funktionieren leider schon wieder nicht. Wir werden berichten, ob wir erfolgreich waren. Aber jetzt hat in Thailand erstmal alles fünf Tage geschlossen. Das wird spannend!

Wir hören!
Euer Carsten und Euer Manni

Indien, ja, wir haben hier wirklich einiges erlebt.

Der 12. Dezember fing schon außergewöhnlich früh an. Um 5:15 Uhr wurden wir durch heftiges Klopfen am Kumpel geweckt. Vor uns standen sechs Männer vom Militär. Mit Händen und Füßen und mit Hilfe unserer Weltkarte auf “Kumpels” Motorhaube erklärten wir den Männern, dass wir auf Tour waren und das Gelände nur als Schlafplatz genutzt hatten. Wir befanden uns in einem militärischen Sicherheitsgebiet, was wir aber gestern Abend nicht bemerkt hatten. Wir bekamen ein “ok” und machten uns dann aber doch lieber auf den Weg.

Vorher wünschte uns unser Adventskalender noch „Freude“ und „Humor“. Ob das dieser Tag bringen würde? Irgendetwas war anders als sonst. Jeden dritten bis vierten Kilometer sahen wir Militärkontrollen. Der Highway war fast ausgestorben, die LKWs parkten links und rechts und die Tankstellen waren geschlossen. Was war hier los?
Nach einer Weile sahen wir dann eine Straßensperre mit brennenden Reifen.
Wir rollten langsam drauf zu, machten den Umstehenden klar, dass wir aus Germany kommen und durften passieren. Allerdings zeigte unsere Tanknadel “Reserve”, nicht der beste Zeitpunkt. 

An der nächsten Straßensperre, die wir auch passieren durften, fragten wir nach einer Tankmöglichkeit. Wir wurden in ein kleines, etwas abseits gelegenes Dorf geschickt. Ein Polizist half uns mitten auf dem Highway zu wenden und als Geisterfahrer in die angegebene Richtung zu fahren. Zum Glück nur kurz. 

An der eigentlich geschlossenen Tankstelle angekommen, hieß es zunächst “no Diesel”. Nach einigen Gesprächen und Telefonaten wurde die Kette zur Zufahrt heruntergelassen und “Kumpel” wurde voll betankt. Das ganze führte im Dorf zu einem Menschenauflauf, dem wir wie immer mit Freundlichkeit begegneten. Selfies und Fotos wurden gemacht und soweit es uns möglich war, beantworteten wir alle Fragen, die uns zahlreich gestellt wurden. Wir erhielten drei Einladungen zum Frühstück, aber wir wollten weiter. Wir haben dann noch einen Helfer mitgenommen, der auch Richtung Guwahati wollte. Mittlerweile hatten wir herausgefunden, dass in Indien ein Generalstreik das komplette Land lahm legte. Es gab eine politische Entscheidung, die zum Streik führte. Was genau wussten wir nicht.

Die Abstände der Straßensperrungen wurden immer kürzer. Leider wurden die Streikenden teilweise aggressiver. Einige konnte unser Mitfahrer, der uns eine große Hilfe war, beschwichtigen: “Foreigners from Germany.“
Wir entschlossen uns, nicht direkt nach Guwahati zu fahren. Dort war es am Vorabend zu schweren Zusammenstößen gekommen. Das Internet war abgeschaltet worden und wir wussten nicht viel über die aktuelle Lage dort. Also suchten wir einen Stellplatz.
Neben einer Polizei-Ausbildungskaserne war ein großer Sportkomplex. Dort durften wir leider nicht stehenbleiben. Wir haben dann sieben Polizistinnen befragt, ob wir bei der Kaserne stehen dürften. Etwas zögerlich, aber nach Besichtigung von “Kumpel”, bekamen wir die Genehmigung für die Nacht. Später durften wir sogar noch auf das Kasernengelände fahren und verbrachten dort die Nacht.

Erschwerte Weiterfahrt und Stellplatzsuche

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter, auf den HYW 27 durch Guwahati. Wir sahen immer mehr Reste der Blockaden vom Vortag. Zum Teil brannte es noch. Laternenmasten, Eisenstangen, große Steinen und weiteres Zeug waren auf dem Highway verteilt.
So ganz Wohl war uns nicht, zumal auch immer mehr Menschen rechts und links der Straße standen. Unsere Fahrt glich einem Slalomparcours. Als wir dann die Abbiegung nach Shillong erreichten, wurden die “Vortagsreste” weniger, aber überall standen LKWs.
Es wurde ländlicher, aber auch hier war alles geschlossen. Erst hinter Shillong normalisierte sich die Lage und wir machten Frühstückspause. Erleichterung bei uns beiden.

Weiter ging es von Jowai Richtung Bangladesch durch die Berge. Vor der Grenze drehten wir dann ab nach Silchar. Hier herrschte totales Chaos. Ein Truck war quer liegengeblieben und das an der größten Kreuzung im Zentrum. Vermutlich haben wir hier die falsche Richtung eingeschlagen. Da uns aufgrund des fehlendes Netzes Google Maps nicht zur Verfügung stand, sind wir rund 40 Kilometer vom Weg abgekommen.

Weil es bereits dunkel wurde, war wieder die Suche nach einem Stellplatz angesagt. Nach mehreren Absagen bekamen wir einen Tipp. An einer Petrol-Station sollte man stehen können. Also nichts wie hin. Nach einiger Überzeugungsarbeit beim Chef dürften wir hier die Nacht, etwas verdeckt hinter einem Truck, verbringen. Aufgrund der Explosionsgefahr durften wir nicht kochen, dafür wurden wir mit einem schönen Sonnenuntergang in die Nacht verabschiedet.

Mit 20 km/h durch die Berge

Wir starteten früh am nächsten Tag zurück Richtung Silchar. Tagesziel sollte Imphal sein, so unser Plan. Da wir wie die letzten zwei Tage ohne Netz waren, fuhren wir nach der Beschilderung und fragen auch zur Sicherheit bei den Indern auf der Straße nach. In Cachar-Jirighat wurden wir zunächst zur Passkontrolle gestoppt. 500 Meter weiter erreichten wir den Grenzfluss zwischen Assam und Manipur. Den Hinweis, das “Foreigner” sich hier zu Registrieren haben, übersahen wir.
Wir wurden gestoppt und mussten wieder hinter den Schlagbaum zurück. Fast eine Stunde brauchten wir für die Formalitäten. Alle waren freundlich und nett zu uns und wünschten uns gute Weiterfahrt. Ob die schon wussten was uns erwartete?

Zu unserer Überraschung, hatten wir in Manipur wieder volles WLAN zur Verfügung.
Nach dem Frühstück und rund zwei Kilometern Fahrt sahen wir eine lange Schlange von geschätzt 100 Trucks. Wir fuhren an allen vorbei, bis wir vor einem Schlagbaum gestoppt wurden. Der Grenzbeamte konnte mit unseren Reisepässen nichts anfangen. Ohne Englisch und sehr sprachfaul, machte er uns klar, dass es derzeit nicht weiter geht.
Wir erfuhren, dass in Manipur gestreikt wurde. Viele waren mit der geplanten Landenteignung ohne Ersatzleistungen nicht einverstanden. Nach einer Stunde ging es dann weiter. Juhu! Die aufgestaute Karawane setzte sich langsam in Bewegung. Für uns ging es in die Berge, das war ein auf und ab den restlichen Tag. Die oft serpentinenartigen Straßen war in einem unglaublich schlechten Zustand. 

Am späten Nachmittag, nach neun Stunden Fahrt, waren wir froh, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 20 km/h erreicht zu haben. In einigen Straßenabschnitten gibt es Löcher, die einen Achsbruch bei unvorsichtiger Fahrweise, unweigerlich mit sich bringen. Es war der Wahnsinn. Es gab viele Brücken die nur mit Holzbalken belegt waren und nur von einem Fahrzeug befahren werden durften. Die Straße wurde als “National” Straße bezeichnet und es gibt keine akzeptable Alternative. 

Wir haben in den Bergen mehrere Truckkolonnen gesehen, die am Straßenrand standen. Die Fahrer haben sich mit Wäsche waschen, putzen, kochen oder Karten spielen die Zeit vertrieben. Zum Ende unserer Fahrt an diesem Tag fanden wir in einem kleinen Dorf eine 2-Säulen Tankstelle (FOTOS Kinder) und wir konnten Diesel bunkern. Auf der ganzen Strecke war dies die einzige Tankmöglichkeit.
Unser gesetztes Tagesziel lag außer Reichweite für heute und so suchten wir uns einen Stellplatz für die Nacht. Mitten in den Bergen genossen wir dann die Aussicht und wuschen den Schweiß des Tages unter der “Kumpel”-Dusche ab. Wir bekamen noch Besuch von der Dorfjugend des angrenzenden Dorfes und hatten eine ruhige Nacht.

Tagesbericht vom 15.12.2019

Bei unserer Fahrt am nächsten Tag fiel uns auf, dass in fast allen Dörfern Weihnachtssterne mit Beleuchtung hingen. Es lag kaum Müll herum und wir sahen viele kleine Kirchen.
Wir mussten neun Registrierungskontrollen durchfahren. Es war der Wahnsinn. In der letzten Stunde in den Bergen kamen uns mehrfach Polizei- und Militärkolonnen entgegen. Warum wussten wir nicht. Wir waren glücklich, als wir die Berge nach gut fünf Stunden und 100 gefahrener Kilometer verlassen konnten. Und zudem heilfroh, dass das Rauf und Runter auf den Straßen ein Ende hatte.

In der nähe des Flughafens patroullierten viele, viele Soldaten an der Straße. Wir fuhren weiter zum Laktak Lake (FOTOS!). Wir hatten den Tipp bekommen, dort unbedingt anzuhalten. Also begutachteten wir den größten Süßwassersee im Nordosten Indiens. Er ist berühmt für die über ihm schwimmenden Phumdis. Die Phumdis bedecken einen wesentlichen Teil des Seegebiets und sind heterogene Massen von Vegetation, Boden und organischer Substanz, die sich in verschiedenen Stadien des Verfalls befinden. 

Wir entschieden uns dann noch weiter Richtung der Grenze Myanmars zu fahren. Auf dem Weg zum See hatten wir noch vollgetankt. An einer der ganz wenigen Tankstellen, die geöffnet waren. Wir konnten direkt an die Dieselzapfsäule fahren, beim Benzin dagegen standen lange Schlangen von PKWs. Wir erfuhren, dass das Benzin so knapp war, weil es aus dem Assam-Gebiet geliefert wurde und seit drei Tagen keine Tankfahrzeuge durchgekommen waren. Wir waren glücklich in einem vollgetankten “Kumpel” 

Am Nachmittag überholte uns ein kleiner Bus, dessen Fahrer uns wilde Zeichen gab. Wir stoppten und schauten nach was los war. Eine schöne Bescherung, die Halter der großen Alu-Box mit unserer „Waschmaschine“ darunter, war gebrochen. Was tun? Also erstmal haben wir die Alu-Box entleert. Die Stühle und alles andere musste raus. Dann haben wir die Waschmaschine abgenommen und den Schaden begutachtet. Eine Haltestange war gebrochen. In der Werkzeugkiste hatten wir noch zwei Spanngurte. Diese nutzen wir jetzt, um alles zu fixieren. Das müssen wir wohl bald reparieren lassen. Wir sind mal gespannt, wo und wann das klappt.

Wir fuhren weiter, bis wir den Highway 102 erreicht hatten. Am Randes des Highways, der Indo-Myanmar Road, sahen wir zufällig einen größeren Bauplatz. Dieser war planiert und wir beschlossen dort zu nächtigen.

Geburtstag und Abschied aus Indien

Am 16. Dezember waren wir bereits sehr früh auf. Es war Carstens 59. Geburtstag und es gab einen kleinen Geburtstagstisch und Glückwünsche. Dann ging es durch die letzten indischen Berge Richtung Grenze.
Wir hatten unsere Aus- und Einreisepapiere bereits am Vorabend vorbereitet. Bis zur Grenze passierten wir wieder drei Checkpoints. Wir kamen an GABIS-Café vorbei. Diesen Punkt hatten wir gestern eigentlich erreichen wollen, es war aber schon zu dunkel gewesen, um weiterzufahren. Kurz hinter dem Café standen viele Fahrzeuge. Ein Berghang war abgerutscht und eine Planierraupe war bereits dabei, die Straße wieder freizumachen. Als wir dann die Stelle passierten, rutschten wieder Steine auf die Straße. Nichts wie weg hier.

Gegen 8:45 Uhr erreichten wir dann den Grenzort Moreh und fuhren zum Exit-Gebäude. Nachdem wir um einen Ausgangsstempel im Reisepass reicher waren und das Carnet für “Kumpel” gecheckt war, verließen wir um 9:30 Uhr Indien über die Grenzbrücke nach Myanmar.

Jetzt wurde es spannend, dachten wir. Diverse Quellen besagten immer, dass man mit einem Camper und als Selbstfahrer ohne Guide schwer nach Myanmar gelassen wird. Was hatten wir hierzu nicht alles gelesen und gehört. Es kam anders! Wir wurden sehr freundlich an dem kleinen Grenzübergang auf der Myanmarseite begrüßt. Wir mussten ein Formular ausfüllen und unsere Reisepässe und das E-VISA übergeben. In der Zeit, in der unsere Unterlagen geprüft wurden, lernten wir das erste Wort auf Burmesisch „ming-guh-la-ba“, Hallo. Es folgte das Zweite: „jày-zú ding-ba-de“, Danke. Dann wurde von jedem von uns ein Foto gemacht. Für das Innenleben von “Kumpel” hat sich keiner interessiert und so hieß es um 10:00 Uhr „Welcome to Myanmar“!
Hätte es hier jetzt noch eine Tee gegeben, wäre diesem Übertritt Platz 1. auf unserer Grenzüberschreitungs-Rangliste sicher gewesen. So “nur” Rang 2 bis jetzt.

Wir freuen uns schon, aus Myanmar und allen anderen Ländern zu berichten, die noch auf unserer Route liegen. Aber erstmal:

Euch alle frohe Weihnachtsfeiertage und besinnliche Stunden mit Euren Lieben!

Euer Carsten und Euer Manni

Unser Fazit von Indien

Indien ist mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt. Zwischen Idylle und für uns Europäer nicht zu Verstehendem liegen oft nur Minuten. Ebenso zwischen Genuss und Durchfall.
Unvorstellbares Elend und Armut sind in Indien genauso allgegenwärtig wie Kultur, Tempelfeste, Lebensfreude und faszinierende Landschaften. All diese Gegensätze erwarteten uns in Indien, im Land der Vielfalt.

Der Landeseintritt in Wagah wurde durch die Durchfahrt des Grenztores schon ein Erlebnis.  Emotional gepusht wurde das Grenzspektakel durch die “Zeremonie” der Grenzschließung, die täglich um 17:00 Uhr zwischen den verfeindeten Ländern Pakistan und Indien stattfindet.

Land und Leute, Straßenzustand, Sprachen

Inder sind ganz anders als wir es erwartet hatten. Die Menschen sind distanzierter, erst wenn die Neugierde da ist, öffnen Sie sich und wollen vieles Wissen. Auf dem Lande sprechen nur wenige etwas Englisch. Aber wofür haben wir Hände, Arme (das was „ANNA“ derzeit nicht hat) und unsere Weltkarte auf “Kumples” Motorhaube? Das Winken auf den Straßen kommt längst nicht so häufig vor wie in den Ländern davor. Das Leben der Menschen findet entlang und auf den Straßen Indiens statt.

Von Straßenzustand zu sprechen, ist zum Teil eine Farce. Die Straßen sind oft sehr herunter-gewirtschaftet und sehr kaputt. Für den Verkehr brauchst du die volle Konzentration und Verkehrsregeln wendet hier keiner an. Besonders in den Städten, Ortsdurchfahrten und vor Bahnübergängen herrscht Chaos. Häufig sieht man angefangene Straßenbauprojekte, die schon einige Jahre brach liegen.
Im Dunkeln hier selber zu fahren, gleicht fast einem Selbstmord. Wir mussten zweimal für jeweils an die 30 Minuten bei Dunkelheit fahren und waren froh, keinem einen Schaden zugefügt zu haben. Hier fährt alles ohne Licht: Radfahrer, Motor-Bike, Autos, LKW, Trecker und dazwischen laufen noch Fußgänger. Auch Geisterfahrer hat man hier ständig.

Die Städte und Dörfer auf unserer Route waren heruntergekommen, dreckig, verarmt, unhygienisch und vieles, was mal schön war, wird nicht gepflegt.

Stellplätze und Diesel

Stellplätze gibt es hier nicht! Jeden Tag ist man aufs Neue gefordert. Jeden Abend die Frage: “Wo können wir heute Nacht stehen?”. Unsere Stellplätze waren, Guesthouses, Restaurants, Truckerparkplätze, großflächige Plätze bei Hotels, Tankstellen, Polizei-Stationen oder auch mal ein altes Fußballfeld – Kreativität war gefordert und fragen sollte man auf alle Fälle auch!

Diesel war immer gut zu bekommen. Ausnahme waren die zwei Tage im Norden Indiens, als eine Art Generalstreik stattfand. Alle Tankstellen waren geschlossen oder von Trucks blockiert.

Internet und Telefon

Wir haben eine SIM-Karte von AIRTEL gekauft. Dabei hat uns ein TUK-TUK Fahrer mit seinem Ausweis bei der Registrierung geholfen. Der Internetzugang mit 1,5 GB Kapazität täglich kostet für 75 Tage rund 14,00 €. Wir hatten „fast“ nie Probleme mit der Internetkommunikation. Natürlich an den Tagen des Streiks, aber da wurde das Netz auch einfach in unserer Region komplett abgestellt. 

Das hat uns in Indien besonders gefallen

Amritsar: Das Guesthouse ein Traum für Camper und der Goldene Tempel
Varanasi: Die bunte Kultur-Vielfalt (Baba`s/Sadhus, Verbrennungen,…) auch wenn einiges für uns Europäer schwer zu verstehen ist.
Die Regionen Bihar, mit seiner ausgeprägten Landwirtschaft. Sikkim mit dem Hochhimalaya Gebirge und der beeindruckenden Bergwelt dort.

Das hat uns in Indien nicht gefallen

Die Regionen Punjab und Uttar-Pradesh, die miesen Infrastrukturen, Armut, Dreck,…, und auch was dem Ganges, dem heiligen Fluss der Inder, alles zugemutet wird.
Das Spucken der Männer auf den Straßen (bedingt durch Kautabak und ihre Betelnuss) war auch nicht so unser Ding.

Was uns seit Indien begleitet

Ein Spruch unseres TUK-TUK Fahrers aus Amritsar “YOU FEEL GOOD, I FEEL GOOD“
Dieses wurde dann von uns ab sofort Angepasst: „YOU FEEL GOOD, WE FEEL GOOD“

  • Die Freundlichkeit mit den Menschen, mit denen wir Kommunizieren haben.
  • Landschaften, die uns beeindruckt haben, insbesondere Bihar (Kornkammer), Sikkim und das Hochhimalayagebirge.
  • Das Essen, was landestypisch war und durchweg vegetarisch, schmeckte gut.
  • Überall gab es viel Personal und/oder Arbeiter, ob im Guest-House, Hotel oder in den Fabriken.
  • Schulen sieht man sehr, sehr viele. Selbst auf dem Lande. Indien ist eine sehr junge Nation.
  • Unsicher haben wir uns, egal wo in Indien, nicht gefühlt. Während der Streiktage war es nicht so schön, aber auch nie wirklich bedrohlich. Es gab keine Belästigungen und Bettler waren nur in Varanasi häufig anzutreffen.
  • Es gibt viele schöne, alte Gebäude und architektonische Anlagen, leider ist alles heruntergekommen und wirtschaftlich abgewrackt.
  • Indien ist ein farbenfrohes Land, geprägt durch die bunte Traditionskleidung der Frauen.
  • Die großen Teeplantagen haben uns gefallen. Hier werden die Teeblätter gepflückt und nicht geschnitten wie in der Türkei.
  • Das Leben findet in den Dörfern und auf dem Lande an den Landstraßen statt.

Ein Thema noch zu den „Heiligen Kühen“ – es ist traurig zu sehen, wie dieses Tiere ihr Leben im Müll fristen. Dass sie auf den Straßen Leben, muss man hinnehmen. Anzutreffen sind sie fast überall.

“Auf der Suche nach der Liebe zu Indien”, das war die Headline zum Newsletter #7.

Zum Abschluss die Antworten hierauf in persönlichen Worten:

Carsten

Für mich persönlich gibt es zu viele Dinge, die mich an Indien stören: Dreck, Spucken, Missachtung der Umwelt und der Natur, sowie die fehlende Arbeitssicherheit überall.

Manni

Das Indien, wie ich es erlebt habe, weicht in vielem von dem ab, was ich im Vorfeld gelesen und recherchiert habe. Schon jetzt ist für mich klar, Indien wird nicht mein Favorit auf dieser Tour. Unsere Gebiete, die wir bereist haben, waren zum Großteil heruntergekommen und abgewirtschaftet (Straßen, Gebäude, gesamte Infrastruktur).

Wir werden sehen, wie uns die nächsten Länder gefallen und werden weiter berichten.

Euer Carsten und Euer Manni

Indien erzeugt bei uns gemischte Gefühle. Nicht alle Eindrücke und Begegnungen sind schön. Aber wir haben schon tolle Menschen getroffen und eine faszinierende Landschaft erlebt.

Heute sind wir gut in den Tag gestartet. Wir sind wieder auf der Weiterfahrt und haben unsere Wasservorräte aufgefüllt. Beim Bananenkauf wurden wir spontan zum Tee eingeladen und mit „Welcome to India“ verabschiedet. 
Kurz darauf standen wir in Arrah Nawada einmal mehr im Verkehrschaos. Erst vor einer geschlossenen Bahnschranke und dann an einer Baustelle. In Indien herrscht Linksverkehr, aber die Spur war mit LKWs vollgestellt. Also sind wir über 30 Kilometer auf der rechten Spur weitergefahren. Wir waren uns nicht sicher, ob wir „Geisterfahrer“ waren. Die entgegenkommenden Fahrzeuge wechselten zumindest alle für uns die Straßenseite. Aufgeregt hat sich aber keiner. Die Strecke endete bei einer großen Brücke über ein Gangesdelta. Warum die LKWs hier über die ganze Strecke standen? Keine Ahnung. Wir haben erstmal unseren Lunch zu uns genommen und unseren Adrenalinspiegel wieder normalisiert.

Dann ging es weiter nach Muzaffarpur. Wir kamen mit einem jungen Inder ins Gespräch. Er war sehr interessiert am Woher, Wohin und Warum unserer Reise. Von ihm bekamen wir die Empfehlung, zu einem größeren TOYOTA-Betrieb zu fahren. Wir hatten ja immer noch die technischen Probleme mit unserem “Kumpel”. Blinker und Scheibenwischer funktionierten nicht. Leider war hier keine Hilfe zu bekommen. Also sind wir weitergefahren. Bei der Stadtausfahrt sahen wir dann einen FORD-Betrieb mit Verkauf und Service. Am Servicecounter wurde dann ein englisch sprechender Manager auf uns aufmerksam und fragte nach, was wir für eine Hilfe benötigen — “No problem, we will help you!”.
Während Carsten mit zwei Mechanikern “Kumpel” wieder fit machte, trank Manni mit dem Service-, Sales- und General-Manager Tee. So hat jeder seine Aufgaben.
Der gesamte FORD-Staff, bestehend aus rund 15 Personen, war sehr freundlich zu uns. Sie haben unser Problem gelöst und das kostenlos!  Nach einigen Fotos und einer herzlichen Verabschiedung machten wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Uns ist es zu gefährlich, im Dunkeln zu fahren. Hier bewegen sich abends viele Fahrzeuge ohne Licht und die Fussgänger sieht man auch kaum. Direkt an der Ausfallstraße haben wir dann einen Platz gefunden. Diese Nacht war dann etwas lauter, dank des Verkehrslärms.

Um 7:00 Uhr wurden wir am Nikolaustag von einem Bagger geweckt. Dieser entfernte direkt hinter unserem “Kumpel” einen Steinhaufen. Wir brachen das Frühstück ab, der Nikolaus hatte uns eh vergessen, und fuhren weiter. Am Straßenrand sahen wir einen Verkaufsstand. Carsten kaufte für das erwartete Baby seiner Tochter Fredericke in Australien eine Baby-schaukel. Ein stolzer werdender Opa! 

In der indischen Region Biher ist es nach unserem Empfinden wesentlich sauberer und auch die Straßenverhältnisse sind besser. So kamen wir gut voran. Wir erlaubten uns einen Abstecher von der Hauptroute in Richtung eines großen, prächtigen Gebäudes. Das wollten wir uns mal anschauen. Angekommen, sahen wir, dass es sich um eine Moschee handelte. Umringt von einem riesigen Park und zusätzlicher Gebäude. Bereits am Haupttor kam uns jemand entgegen und bat uns hinein. Wir befanden uns in einem modernen islamischen Institut zur Ausbildung junger Muslime. Diese bekommen hier eine höhere Schulbildung unter Berücksichtigung des Islamischen Glaubens.
Uns wurde alles gezeigt. Wir wurden sehr gastfreundlich aufgenommen und hatten viele Gespräche mit den jungen Menschen und auch einigen Lehrkräften. Zu guter Letzt dürfen wir im Institutsbereich stehen bleiben und die Nacht verbringen. 

Wir hatten es wirklich gut erwischt mit unserem Stellplatz. Nach einer ruhige Nacht wurden wir von der Sonne geweckt. Ausgiebig nutzen wir unsere Außendusche, machten Fotos und fuhren dann weiter Richtung Norden.
Unterwegs sahen wir eine der vielen, vielen Backstein-Fabriken, die es in Indien in sehr großer Anzahl gibt. Interessiert und neugierig wie wir sind, fuhren wir ran an die Fabrik. Wir wollten mal schauen, wie das hier so funktioniert. Da keiner dort des Englischen mächtig war, dürfen wir uns einfach frei auf dem Gelände bewegen. Unsere Fragen haben wir mit Händen, Füßen und Gesten direkt an die Arbeiter gestellt und wurden so schlauer.
Die Ziegel werden geformt, getrocknet und dann werden rund eine Million Steine in einem langen Rechteck aufgestapelt. Danach werden diese abgedeckt und an einem Ende wird ein Feuer entfacht. Dieses Feuer wird dann von oben mit Kohle immer weiter am Brennen gehalten. Die Ziegel werden einen Monat rund um die Uhr befeuert. Danach müssen sie abkühlen und dann sind sie fertig. Das war ein sehr interessanter Halt auf unserer Tour. 

Dann hieß es wieder weiterfahren. Bereits am Vormittag hatte Carsten in Araria an einem Straßenstand ein frisches Huhn gekauft. Wir freuten uns schon sehr darauf. Also suchten wir frühzeitig einen Stellplatz. Wir sahen die ersten größeren Teeplantagen, hier sollte es doch einen Platz für die Nacht geben. Leider fanden wir niemanden, der englisch sprach aber wir zeigten Kumpel und hatten den Eindruck, dass es in Ordnung war, hier zu stehen. Also Stühle raus, Tisch dazu, etwas ausruhen und dann haben wir uns an die Vorbereitung unseres Huhns begeben. 
Plötzlich hielt uns jemand ein Telefon unter die Nase. Am anderen Ende der Leitung war der Eigentümer der Plantage. Er erklärte uns, dass wir aufgrund der fehlenden Genehmigung hier nicht stehen bleiben könnten. Er hatte wohl Angst vor der Polizei. Wir nicht, aber es half ja nichts. Nun mussten wir das Huhn erstmal Huhn sein lassen und alles wieder einpacken.

In einer halben Stunde würde es dunkel werden und bis dahin wollten wir einen Stellplatz haben. Nach zwanzig Minuten fuhren wir an einem großen Tor vorbei. Dahinter sahen wir einen größeren Platz. Also nichts wie hin. Wir fragten einen vor dem Tor stehenden Inder, ob wir hier für die Nacht stehen könnten. Er stellte kaum Fragen und zeigte uns, wo wir Wasser finden. Wir haben ihm unseren “Kumpel” und die Tourkarte präsentiert. Und dann stellte sich heraus, dass wir auf dem Polizeigelände gelandet waren. Aber hallo, sicherer kann man ja nicht stehen.
Als nächstes interessierte sich der Koch der Station für uns. Wir brachten unser Huhn ins Spiel und zu guter Letzt ging Carsten gemeinsam mit dem Koch in die „Küche“. Nach 45 Minuten war das Essen fertig. Endlich, wir hatten echt Hunger. Das Huhn war wirklich lecker und so gingen wir satt und sicher schlafen.

Kurz nach unserem Start am nächsten Morgen erhaschten wir einen ersten Blick auf die weit entfernten, schneebedeckten Berge. Wir fuhren Richtung Siliguri, dem Ein- und Ausfalltor der Berge des Sikkim. Wir mussten den Weg über „Melli“ nehmen, da dort eine Registrierung für das Gebiet des Sikkim erforderlich ist. Die Region ist umgeben von Nepal, Tibet, China und Bhutan und ist auf Grund dieser Lage eine Restricted Area, die nur mit Erlaubnis befahren werden darf. Der Vorgang der Registrierung mit Reisepass, Indien-Visa und einem Passfoto war relativ einfach und ohne Kosten. Und wir sahen das erste Wohnmobil mit italienischem Kennzeichen beim Vorbeifahren.

Irgendwie haben wir auf der Weiterfahrt Richtung Pelling eine nicht ganz so richtigen Abzweigung genommen. Wir fuhren immer höher und tiefer in die Berge. Zeitweise hatten wir auch kein Netz. Schließlich endeten wir in Namchi, South Sikkim, in einer Höhe von 1.520 Metern.
Wir suchen uns einen möglichst geraden Platz für “Kumpel” und haben letztendlich die Parkplätze der Gemeinde- und Stadtverwaltung belegt. Nach einiger Zeit kam ein Polizist. Wir zeigten ihm unsere Route und den “Kumpel” und  bekamen die Erlaubnis, stehen bleiben zu können, bis die Angestellten morgens, gegen sieben Uhr zur Arbeit kamen.

Wir hatten zwischenzeitlich auch Kontakt zu Rachel und Daan, mit denen wir gemeinsam durch Pakistan gereist sind. Die beiden sind derzeit in Nepal und haben sich dazu entschlossen, ein Experiment zu wagen. VIPASSANA Meditation. Zehn Tage schweigen, kein Telefon, keine E-Mails, kein Internet, kein Buch, kein Stift, kein Papier und keine Kommunikation in irgendwelcher Art. Dafür gibt es geführte Meditation. Wir beiden sind schon sehr gespannt, was Sie danach erzählen werden.

Von Namchi starteten wir mit einem sehr schönen Morgenlicht in die Berge. Via Ravalanga, Legship nach Pelling. Angesetzt hatten wir die Strecke mit drei bis vier Stunden Fahrt, aber es sollte mal wieder anders kommen.
In rund 2.200 Metern Höhe, zwischen Rabongla und Legship, haben wir unser Frühstück und die beeindruckende Bergwelt genossen. Wir fanden, dass das unserer Seele und dem KARMA gut tun würde!
Die Straßen waren teilweise schwer zu befahren. In einem kleinen Städtchen legten wir eine Pause ein. Wir ließen uns hübsch machen. Carsten wurde rasiert und Manni bekam einen neuen Haarschnitt. Der Service war top und bezahlen mussten wir auch kaum etwas.

Die Fahrt nach Pelling sollte jetzt nur noch eine Stunde dauern. Zunächst schien soweit alles in Ordung zu sein. Unser Google-Navi machte auch mit. Aber dann! Wir befanden uns auf einer Straße, auf der selbst Allradfahrzeuge ihre Probleme gehabt hätten. Uns und “Kumpel” wurde alles, aber wirklich alles, abverlangt. Wir kamen wirklich an unsere Grenzen. Aber wir mussten ja da durch, also: Augen zu und Daumen drücken. “Kumpel” und wir haben es geschafft! Diese Strecke der „Pelling – Dentam Road“ fahren wir sicher nur einmal im Leben.

So dankte Carsten dann auch zügig dem “Herren” in Angesicht der Bergriesen. Eine wahnsinnig tolle Kulisse.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten wir Pelling. Wir beschlossen, einmal nicht im “Kumpel” zu nächtigen, sondern in ein Hotel-Resort zu fahren. Nach ungefähr der Hälfte der Tour und den Strapazen des Tages wollten wir es uns gut gehen lassen. Ein gutes Essen mit Wein und ein richtiges Bett. 

Wir waren sehr früh wach und haben erst einmal einige Dinge erledigt. Wir haben den Tagesbericht geschrieben, Fotos gesichtet und gespeichert sowie E-Mails und WhatsApp-Nachrichten beantwortet. Nach einem fürstlichen Frühstück und einem letzten Blick auf den KANGCHENDZÖNGA, dem dritthöchsten Berg der Erde, sind wir dann Richtung Assam gefahren.
Über den Grenzausgang Melli fuhren wir aus dem Sikkim-Gebiet. Dieses mal entlang des River Rangeet. In Jorethang, South Sikkim, haben wir einen Zwischenstopp eingelegt. Hier haben wir die erste indische Weihnachtsdekoration in den Straßen gesehen. Wir haben drei Geldautomaten aufgesucht, die alle unsere Karte nicht akzeptiert haben. Hoffentlich klappt es bei dem nächsten Automaten. Zum Glück hat das Geld noch für den Kauf der heiß begehrten Tibet-Fähnchen für “Kumpel” gereicht. Nachdem die Stellplatzsuche heute entspannt verlief, wir konnten auf einem Restaurant-Parkplatz bleiben, ließen wir diesen Tag ruhig ausklingen.

Auf den Nationalstraßen in Indien wird sehr viel gebaut. Allerdings konnten wir beobachten, dass auf den Baustellen keinerlei Arbeitssicherheit besteht. Arbeiter tragen Flipflops, keine Arbeitsschuhe und auch meist keine Handschuhe. Es fehlen Absicherungen auf Gerüsten oder an den Baustellen selbst. Frauen klopfen Steine mit ihren Fäusten auf Münzgröße klein. Bei uns undenkbar.

Am nächsten Tag haben wir uns Richtung Assam aufgemacht. Bei einem Halt haben wir unseren “Kumpel” gesäubert. Vor allem der Dreck in den Radkästen, den die Hochgebirgstour hinterlassen hat, musste entfernt werden. Weiter ging es auf dem National Highway, entlang an vielen riesigen Überflutungsgebieten. Diese Gebiete werden während der Monsunzeit komplett geflutet. Im Gebiet West-Bengalen und Darjeeling gibt es auch wieder sehr viel Militär und viele Kasernen. Hintergrund ist hier die Lage zwischen Bangladesch, Nepal und Bhutan.

In Bengalen hatten wir auf über 100 km die besten Streckenverhältnisse seit wir in Indien sind. Leider “normalisierten” sich diese bald wieder. Und wir fuhren über die üblichen, sehr schlechten Straßen. Auf einem alten Fußballplatz, neben grasenden Kühen, beendeten wir unsere Tour für heute.

Im nächsten Beitrag werden wir sicher einiges zu berichten haben. Politisch ist es in Indien gerade unruhig. Begleitet von massiven Protesten wurde ein umstrittenes Staatsbürgerschaftsgesetz verabschiedet. Die Highways werden zum Teil mit brennenden Reifen blockiert und Diesel ist schwer zu bekommen.
Aber wir kämpfen uns durch!

Wir wünschen euch besinnliche Tage und jetzt schon einen schönen 3. Advent!
Euer Carsten und Euer Manni