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Torndirrup-Nationalpark

Auch die zweite Nacht im “Kumpel” hatten wir super geschlafen. Wir können es gar nicht oft genug sagen: wir hatten “Kumpel” wirklich sehr vermisst. Aber jetzt ging die Fahrt weiter. Unser Stellplatz in Walpole beim Colalmine Beach Park war sehr angenehm gewesen. Kurz nach unserer Abfahrt wurden wir sogar noch von einer Känguru-Familie verabschiedet. Die Landschaft um Walpole wurde bereits 1910 einem Nationalpark vorbehalten. Später entwickelte sich die Gegend zu einem beliebten Touristenziel. Für uns war es eine schöne Übernachtungsstation auf dem Weg in den australischen Süden.

Unser erstes Ziel für heute war Albany. Dort statteten wir dem Torndirrup-Nationalpark einen Besuch ab. Der Nationalpark erstreckt sich über 40 Quadratkilometer und ist nach dem Namen einer örtlichen Aborigines-Gruppe benannt. Es ist der häufigste besuchte Nationalpark der Region. In Western Australia ist er der sechsthäufigst besuchte Nationalpark. Der Park liegt auf der Halbinsel Torndirrup Peninsula, die südlich der Stadt Albany in den Indischen Ozean hinausragt. Der Nationalpark erstreckt sich auf einer Länge von 20 Kilometern entlang der Südküste der Halbinsel. Auch die fünf Kilometer lange Spitze der Halbinsel gehört dazu. Und an der Spitze besuchten wir das “Lighthouse”, “Cable Beach”, “Jimmy Newells Harbour Lookout” und “The Blowholes”. Die „The Blowholes”, die Blaslöcher, entstanden aus Gletscherspalten im Granit, die sich bis weit unter den Meeresspiegel erstrecken. Bei jeder Welle blasen die „Löcher“ Luft und Wasser in den Kanal und nach oben, wodurch ein Sprühnebel und ein lautes Dröhnen entsteht. Ein beeindruckender Zwischenstopp.

Weiter ging unsere Tour auf einer Nebenstrecke Richtung Esperance. Wir durchfuhren den Stirling Range National Park und konnten die Ausmaße der Waldbrände aus nächster Nähe betrachten. Mehr als 40.000 Hektar Land fielen bei den Buschfeuern im Stirling Range National Park den Flammen zum Opfer. Der Park beherbergt eine große Anzahl an teilweise weltweit einzigartiger Flora. Naturschützer sagen, dass es Jahrhunderte dauern wird, bis sich die Landschaft wieder erholt hat. Ein paar Triebe sind bereits wieder zu sehen.

Gegen 16 Uhr waren wir in Borden und beschlossen, für heute “Feierabend” zu machen. Borden ist eine typische, australische Weizengürtelstadt, die sich der Grundversorgung mit der Weizen- und Schafzucht verpflichtet hat. Es gibt knapp 200 Einwohner. Borden gewinnt durch den Zugang zum Stirling Range National Park an Bedeutung. Der Nationalpark ist eine der großen natürlichen Attraktionen der Region. Auch die riesigen Getreide-Handhabungs-Anlagen, die sich über dem Dorf erhebt, sind Merkmale von Bordens. Hier verbrachten wir die Nacht.

Fahren, Laufen, Duschen

Wir wurden mit einem Gewitter geweckt und hörten uns als erstes den Mitschnitt von Radio Lübeck an, der uns erreicht hatte. Er war von unserem Interview, das gestern über den Radiosender ausgestrahlt worden war.

Mitschnitt Radio Lübeck: Hört doch mal rein

Bis zu unserem heutigen Ziel, Esperance, wurden wir fast durchgängig von Regen begleitet. So viel davon hatten wir seit unserem Start im Oktober letzten Jahres nicht mehr. Bei einer Regenpause hielten wir. Carsten hatte nach den vielen Tagen ohne Laufen, das große Bedürfnis danach. Er wollten über den South Coast Highway rund 15 Kilometer laufen. Und so lief er los. Manni wartete eine Weile und fuhr dann 15 Kilometer, um Carsten wieder aufzusammeln. Am Ende von Carstens Lauf stand Kumpel schon bereit. Auch das Wasser für die “Kumpel-Dusche” war schon heiß. Was für ein Service.

Noch während Carsten die Dusche genoss, hielt ein Auto mit heimischen Kennzeichen und die Fahrerin fragte ob er Hilfe bräuchte. Das erleben wir hier in Australien immer wieder. Wir stehen irgendwo oder haben nur kurz gehalten und schon kommt ein Australier oder eine Australierin und fragt, ob wir Hilfe benötigen. Da fühlt man sich immer wohl und sicher. Auch Carsten fühlte sich nach dem Lauf und der Dusche so richtig gut.


Exkurs – Unsere „Kumpel“-Dusche

Kennt Ihr eigentlich die “Kumpel“-Dusche?
Nein? Wir haben da vor einiger Zeit mal was vorbereitet:


Und so werden wir mit „Kumpel“ sogar richtig sauber.


Wir sind dann entspannt weitergefahren. In Jerramungup, wo die Nebenstrecke wieder auf den Highway 1 stößt, haben wir uns in einem Dorf-Café gestärkt.
Auf der gesamten, über 300 Kilometer langen, Strecke sahen wir rechts und links ein riesiges Weizenfeld nach dem anderen. Unterbrochen wurden die Felder ab und an von einigen Rinder- und Schafweiden, sowie von drei Dörfern. Die Region gehört zu den Kornkammern Australiens.

Am Ziel eingetroffen haben wir zunächst unseren Kühlschrank gefüllt. Im Anschluss haben wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht gemacht. Gelandet sind wir im „Bushlands Caravan Park“. Dieser Platz war eigentlich bereits voll, aber für uns und “Kumpel” fand sich dann doch noch ein Eckchen.

Lucky Bay und ein Umweg

Gegen fünf Uhr am Morgen wurden wir wieder durch ein kräftiges Gewitter geweckt. Über zwei Stunden blitzte und donnerte es. Danach machten wir uns für die Weiterfahrt fertig und verließen um 8:15 Uhr unseren Stellplatz.
Unser erstes Ziel heute war die “Lucky Bay”. Eine wunderschöne Bucht, südöstlich von Esperance, an der Küste des Cape le Grand Nationalparks gelegen. Auf der Fahrt dorthin zeichnete das Gewitter immer wieder einen imposanten Himmel. Wir beobachteten einige Kängurus und fuhren an verbrannten Wäldern und riesigen Weideflächen vorbei.

Am Nationalpark angekommen zahlten wir den Eintritt und fuhren noch etwa 25 Minuten zur Lucky Bay. WOW! Es ist wirklich eine beeindruckende Bucht. Der Sand am Strand würde sich für jede Eieruhr eignen. Für Carsten war es der schönste Strand, den er je gesehen hatte. Und es ist so, Lucky Bay, Australiens weißester Sandstrand ist gleichzeitig einer der idyllischsten in Westaustralien. Der makellos weiße Sand und das türkisblaue Wasser bieten tolle Bedingungen zum Schwimmen. Des Weiteren hat man einen atemberaubenden Ausblick auf das Recherche-Archipel. Gebildet wird das Recherche-Archipel von 105 Inseln und etwa 1800 Klippen. Die Inseln erstrecken sich 230 Kilometer in Ost-West-Richtung entlang der Südküste von Westaustralien. Das Gewitter spielte sich weiter über dem Indischen Ozean ab. So konnten wir wahnsinnige Fotos machen. Wir blieben zwei Stunden an diesem paradiesischen Ort und frühstückten gemütlich.

Viele Interessierte sprachen uns aufgrund unseres deutschen Kennzeichens an. Natürlich haben wir bereitwillig Auskunft über unsere Reise und der damit verbundenen Spendenaktion gegeben. Immerhin haben wir bereits über 109.000 Euro gesammelt. So hatten wir einiges zu berichten.

Unsere Route für die kommenden Tage sagte uns 1.500 lange Kilometer durch die „Pampa“ voraus. Weit und breit war nichts als ab und an ein Roadhouse zu sehen. Ein Roadhouse in Australien ist im weitesten Sinne eine Raststätte, die eine Tankstelle und meist eine Reparaturwerkstatt, mit angeschlossenem Restaurant umfasst. Oft befindet sich in einem Roadhouse auch eine Poststation und man findet häufig Übernachtungsmöglichkeiten in angeschlossenen Hotels oder Campingplätzen.

Die Aussicht auf diese 1.500 Kilometer über den Highway1 machte uns nicht ganz glücklich. Also haben wir Google Maps nach einer anderen, kürzeren Verbindung befragt. Wir fanden eine und verließen den National Park über eine, einige kilometerlange Schotterstraße. Etwas später erreichten wir dann die circa 200 Kilometer lange direkte Verbindung zu unserer weiteren Route. Es gab ein Hinweisschild mit der Information: “No Service for 200 km and for 4 wheel drive”. Dieses ignorierten wir zunächst. Nach 50 Kilometern überholte uns ein australisches Fahrzeug. Dieses stand dann nach weiteren fünf Kilometern mit einem weiteren Fahrzeug auf der Straße. Der Australier gab uns den Hinweis, dass wir lieber umdrehen sollten. Aufgrund der Regenfälle würden wir das ohne Allrad nicht schaffen. Bestätigt wurde uns das durch das zweite Auto vor Ort. Die deutsche Fahrerin hatte umgedreht, da sie ohne Allrad nicht durchkam. Wir haben uns dann noch etwas ausgetauscht und sind dann wieder über 150 Kilometer zurückgefahren, um auf den Highway1 zu kommen.

So wurde es mit einem frühen “Feierabend” nichts. Für unser gestecktes Tagesziel mussten wir noch mindestens 200 Kilometer fahren. Es half mal wieder nichts. Auf der Hälfte der Strecke legten wir noch einen Tankstopp an einem Roadhouse ein. Die Dieselpumpe der Tankanlage war dort leider kaputt. Die nette Lady an der Tankstelle fragte uns, ob 20 Liter aus dem Kanister auch okay wären. Das erinnerte uns an den Iran. Wir zeigten ihr ein Foto von dort und haben noch viel gelacht. Das war ein netter Abstecher, der wieder Erinnerungen an die bereits hinter uns liegenden Routen hervorrief.

Gegen 18:00 Uhr erreichten wir dann Norsemann, unseren Übernachtungsplatz. Norseman ist der südliche Ausgangspunkt für die Erkundung von Westaustralien. Hier befindet sich das Ende des monumentalen Eyre Highways, der sich 1.675 Kilometer lang durch die Nullarbor-Ebene zieht. Die Nullarbor-Ebene beherbergt die größte Kalkstein-Karstwüste der Erde. Diese haben wir jetzt vor uns, aber erst einmal sagten wir gute Nacht.

90 Meilen geradeaus

Nach einer ruhigen Nacht ging es von Norseman über den „Eyre-Highway 1“ über 1.500 Kilometer Richtung Osten. Es gab hier nichts als „Pampa“ und einige Roadhouses. Dennoch sind die Landschaften rechts und links des Highways nicht so monoton wie im Norden. Ein Teil des Highways führt nahe der Steilküste entlang.
Das erste Highlight am heutigen Tag war die „Straight”. Das ist Australiens längster, ganz gerader Straßenabschnitt. Das heißt, die Straße führt 90 Meilen, sprich 146,6 Kilometer straight geradeaus, ohne eine einzige Kurve. Jetzt wäre ein “Kumpel” mit Tempomat perfekt gewesen. Aber man kann ja nicht alles haben. Also fuhren wir…geradeaus.

Uns wurde heute sehr bewusst, dass das Ende unserer 140-Tage-Tour naht. Warum uns das so bewusst wurde? Heute erreichten unsere beiden Frauen den roten Kontinent. Doris und Susann, unsere geliebten Partnerinnen, hatten wir jetzt fünf Monate nicht persönlich gesehen. Natürlich standen wir immer in Kontakt, aber jetzt wurde es wirklich Zeit für ein Wiedersehen. Noch bleiben uns neun Tage der Entbehrung und der Freiheit, bis zur Familienzusammenführung. Soweit unsere Planung. So hingen wir unseren Gedanken nach. 

Irgendwann am Nachmittag wollte Carsten dann nochmal ein Stück laufen. Also haben wir bei Kilometer 631 angehalten. Manni fuhr die 15 Kilometer bis zum nächsten Roadhouse vor, um dort auf Carsten zu warten. Eine halbe Stunde später kündigte sich sehr starker Regen und Wind an. Das Wetter war begleitet von schlechter Sicht und so wollte Manni Carsten nicht über den Highway laufen lassen.
Nach knapp acht Kilometern hatten wir uns wieder. Manni fuhr zum nächsten Rastplatz und Carsten folgte ihm laufend. Wir richteten unseren Stellplatz für die Nacht ein und nach einer heißen “Kumpel-Dusche” war dann der Tag für heute „gelaufen“. Wir haben uns unser Abendessen schmecken lassen. Es gab heute Brot mit Kochschinken und drei Eiern darüber und dazu Möhrenspaghetti. Lecker war es. Dann haben wir den Abend mit einer Partie Schach ausklingen lassen.

Back on the highway

Nach einer ruhigen Nacht waren wir gegen halb neun wieder auf dem Highway unterwegs. Bei unserem Tankstopp haben wir ein junges, italienisches Paar kennengelernt, Tore und Jessika. Die beiden waren begeistert auf uns zugekommen, als sie erkannt hatten, dass wir aus Deutschland waren. Sie machten im zweiten Jahr “Travel and Work” und liebten das Reisen. Wir tauschten uns aus und bekamen noch gute Tipps zu unserer weiteren Strecke. Da Jessika heute Geburtstag hatte, gratulierten wir natürlich und übergaben ein Mini-Präsent. Es war wirklich eine schöne Begegnung und die beiden werden etwas auf unser Spendenkonto für Anna einzahlen. Seit wir wieder mit Kumpel unterwegs sind, haben wir wieder viele schöne Begegnungen, die wir wirklich vermisst haben.

Auf der Weiterfahrt erreichten wir dann die Nationale Grenze zwischen Western Australia und South Australia. Da wir ja dieses Mal aus Westaustralien ausreisten, wurden wir nicht nach Obst, Gemüse, Honig usw. befragt. Dafür wurden uns heute insgesamt zweieinviertel Stunden unserer Zeit genommen. Das lag an den australischen Zeitzonen. Also stellten wir mal wieder unsere Uhren um. 
Wir machten eine Pause an der Küste, die vom Highway aus zu sehen war. Wild, mit tollen Farben und beeindruckend war die Landschaft hier.

Die nächsten Straßenschilder zeigten auf den nächsten 88 Kilometern „Kamele, Wombats und Kängurus“. Da waren wir mal gespannt, was wir zu sehen bekommen sollten. Nach rund 60 km hielten wir an einem Stück der Steilküste. Hier konnte man die Kraft des Meeres erkennen. Wir machten einige Fotos und fuhren weiter.

Kaum wieder auf dem Highway haben wir dann tatsächlich ein wildes, in den Weiten Australiens, lebendes Kamel gesehen. Schön, dass die Tiere hier in freier Wildbahn so entspannt leben.
Da Carsten ja gestern seinen Lauf abgebrochen hatte, starteten wir das gleiche Spiel. Knapp 10 Kilometer vor dem nächsten Roadhouse stieg Carsten aus. Als Carsten am Roadhaouse ankam, gab es Kaffee, etwas Gebäck und eine Dusche für ihn.

Wir fuhren weiter und nach 100 Kilometern fanden wir einen schönen, wilden Stellplatz direkt am Highway. Der Platz war so groß wie ein Fußballfeld und er wurde nur von zwei weiteren Wohnmobilen genutzt. So mögen wir das. 

Windräder in Penong

Gegen neun Uhr setzten wir unsere Tour fort. Unser großes Ziel, Port Macquarie, wollen wir am Dienstag, den 10.03.2020, nach 140 Tagen erreichen. Also nichts wie weiter über den Eyre-Highway 1, durch die Getreidekammern Australiens. Wahrscheinlich muss Australien, auf Grund der vielen großflächigen Brände, dieses Jahr wohl erstmals Getreide importieren. So berichten es die Medien hier. Wahnsinn, wenn man diese riesigen Felder sieht.
Und auch wir mussten uns versorgen. Das ist eine kleine Herausforderung auf der Route durch die Nullarbor-Ebene. Wichtig ist es, eine gewisse Vorratshaltung an Lebensmitteln und Obst zu haben. Die Angebote in den Roadhouses sind meist mehr als bescheiden und sehr teuer. Auch Trinkwasser ist sehr teuer und nur an wenigen Orten verfügbar. Aber wir waren guten Mutes.

Unseren nächsten Stopp widmeten wir den Windrädern in Penong. Hier rühmt man sich mit dem größten Wasserpumpen-Windrad Australiens. Dies und viele weitere Windräder werden hier in einem Freilichtmuseum gezeigt. Es gibt zum Beispiel Comet Windräder mit einen Durchmesser von 35 Fuß (knappe 11 Meter). Nicht ganz klein. Nach der Besichtigung fuhren wir weiter. Immer unser Ziel vor Augen: Wir wollen nächste Woche ankommen.

In Ceduna kamen wir an eine der innerländischen Quarantänestationen. Wir wurden gefragt, was wir dabei hätten, vor allem welches Obst. Ein Inspektor kam in den “Kumpel” und konfisziert unsere letzten beiden Äpfel. Da wir bereits im Norden eine dieser Quarantänestationen passiert hatten, nahmen wir es gelassen hin. Wir fuhren weiter nach Streaky. Einer Empfehlung nach, sollte es hier ein super Café geben. Wir haben das “bayfunktion” gefunden, getestet und auch für sehr empfehlenswert gehalten. Nach einem gemütlichen Kaffee haben wir noch ein paar Lebensmittel und Getränke eingekauft und sind wieder zurück auf den Highway gefahren. Nach weiteren rund 150 Kilometern haben wir in Kimba getankt. Dort haben wir uns entschieden, auch direkt die Nacht zu verbringen.

Wir träumten von der Ankunft in einer Woche und dem Wiedersehen mit der Familie.
Ob das alles klappt, wie wir es planen und ob sich die Familie auch freut, wenn wir da sind, das erfahrt Ihr dann nächste Woche!

Bis dahin grüßen wir Euch herzlich aus dem Süden Australiens!
Euer Carsten und Euer Manni